Herzlich willkommen bei meiner offenen Serie von Artikeln, die sowieso niemanden interessieren. Diesmal will ich eine sehr oft gestellte Frage, nämlich die aus der Überschrift, beantworten.
Was es mir bringt
Ich habe niemals behauptet, dass die ganzen Sachen auf meiner Homepage unglaublich wichtig und für jedermann hochbedeutsam sind. Viele Leute haben sich aber trotzdem dafür interessiert, was ich so mache und was ich so denke, und ich habe sogar schon positive Rückmeldungen zu meinen älteren Artikeln gekriegt.
Ich schreibe gerne. Schreiben ist eine relativ unkomplizierte Möglichkeit, etwas über sich selbst zu sagen und Dinge loszuwerden, und man kann sehr schön mit Sprache spielen. Ich spiele sowieso generell gerne, und manchmal rede ich gerne, oder genauer gesagt, tausche mich aus. Mit anderen Informationen auszutauschen ist eine sehr subtile Methode, die Welt um sich herum zu verändern, und ich würde schon meinen Beitrag dazu leisten, die Welt zum Besseren zu verändern. Natürlich ist das nicht der einfachste Weg, alles Übel zu bannen, aber viel anderes kann ich nun mal nicht machen, und so kann ich immerhin allgemein unerfreuliche Weltbilder korrigieren und neue Ideen liefern, oder sogar völlig neue Wege, die Dinge zu betrachten. Das ist zwar etwas überoptimistisch, aber so bin ich nunmal (inzwischen), und Optimismus kann mitunter die Stimmung erheblich verbessern.
Das ist ein Punkt. Außerdem gibt es einen historischen Grund für meine Homepage. Bevor du jetzt anfängst, zu stöhnen und auf irgendeinen Link zu klicken, um bloß schnell hier wegzukommen -- ich habe das nur gesagt, weil dieser konkrete Grund für mich, eine eigene Homepage zu machen, vor ein paar Jahren entstanden ist, und zwar im Jahr 2001.
Das Besondere an 2001 ist erstmal nicht offensichtlich, schließlich war es ein Jahr wie jedes andere auch. Aber ich wurde damals im August 18, also volljährig. Das interessante daran ist nicht, dass ich meinen neuen Status zum Leerräumen von Alkohollagern genutzt habe (das habe ich auch gar nicht getan), sondern dass ich gerade mit der Schule fertig war, einen halben Monat später mit dem Zivildienst anfangen sollte und, nicht zuletzt, dass ich ein paar Monate früher erkannt hatte, dass ich schwul bin.
Ehrlich gesagt war gerade der letzte Punkt der ausschlaggebende Grund für mich, diese Homepage zu starten. Es gab keine nennenswerte Erziehung über Liebe und verwandte Themen, und es gibt wahrscheinlich immer noch keine; in der Schule wurde höchstens das Thema AIDS angesprochen, und das auch nur sehr allgemein. Du verstehst vielleicht, dass ich damals etwas verwirrt war. Ich hatte zwar ein Buch, in dem das Thema "schwul sein" kurz angesprochen wurde, aber das half mir nur beschränkt weiter. Ich konnte dann aber wenigstens einiges zum Thema im Internet finden, auch wenn das nicht alle meine Zweifel auf magische Weise entfernte. Ich dachte also ein bisschen über mich selbst nach (nicht überraschenderweise, schließlich mache ich das immer noch hin und wieder) und schrieb ein paar Sachen auf. Ich fing mit einem kleinen Steckbrief an, wie ihn fast jeder auf seiner Homepage hat.
Und ich war schon wieder nicht ehrlich. In Wirklichkeit habe ich den Steckbrief nicht geschrieben, als ich über mich selbst nachdachte, sondern weil ich andere Leute treffen wollte, nach dem bewährten Konzept "jetzt, da ich zu wissen glaube, was ich will, muss es ja eigentlich einfach sein, Ihn zu finden", und ich dachte mir, die beste Methode wäre es, die Leute wissen zu lassen, wer ich bin und was ich so denke. Ich versuchte also, Dating über Internet zu betreiben, ich war damals sehr, sehr schüchtern, dank einer etwas unerfreulichen Schulzeit.
Auf jeden Fall schrieb ich also den Steckbrief und stellte ihn online. Und als ich mir das so ansah, dachte ich mir, ich könnte bei der Gelegenheit doch eigentlich gleich noch ein paar andere Sachen dazuschreiben, es könnte für den einen oder anderen Besucher interessant sein. Und das machte ich, und es war Gut(tm).
Ich fand eine Möglichkeit, meine Webseite bei der Zielgruppe etwas bekannt zu machen, und nach einiger Zeit kamen die ersten positiven Rückmeldungen. Ich traf mich tatsächlich mit ein paar der Leute, mit denen ich mich per E-mail unterhalten hatte und die waren eigentlich alle recht nett. Ein paar sah ich nach dem ersten oder zweiten Treffen nie wieder, mit ein paar anderen rede ich immer noch in Abständen. Aber, wie du dir sicher schon denken konntest, versäumte Er es leider, aufzutauchen.
Hier bin ich also, und ich habe so langsam gemerkt, dass dieser Grund für meine Homepage letztendlich doch gar nicht so bedeutend ist. Jetzt habe ich also immer mal wieder tolle Ideen für neue Artikel und schreibe sie in Gedanken schon vor und plane, sie auf die Homepage zu setzen, und vergesse die ganze Sache wieder und wenn ich das nächste Mal daran denke, bin ich nicht mehr in Stimmung zum Schreiben.
Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, wie es die ganzen Sachen auf meiner Homepage überhaupt hierhin geschafft haben. Das ist schnell erklärt: alles, was sich hier findet, ist mir eingefallen, wenn ich mal gerade in der Nähe von einem meiner Computer war und nichts Wichtiges zu tun hatte. Zum Beispiel habe ich diesen Artikel in der Bahn auf der Rückfahrt von der Beerdigung meines Großvaters angefangen. Die Fahrt dauerte ewig und mir war ziemlich langweilig, also fing ich an, den Backbone-Code von meiner Homepage zu verbessern. Nach kurzer Zeit hatte ich darauf natürlich keine Lust mehr, also fing ich an, über die Homepage an sich nachzudenken, und der Rest erklärt sich fast von selbst.
Das ist inzwischen aber schon einige Zeit her, und die Fertigstellung der englischen Fassung, derzufolge das einige Zeit her ist, ist auch schon wieder ziemlich lange fertig.
Was es dir bringen könnte
Ich bin nicht nur Egoist; tief in meinem Inneren habe ich dann doch ein gewisses Moralempfinden und ein paar Ideale, aufgrund derer ich unbedingt anderen helfen will. Wenn du mich schon einmal getroffen hast, hast du das vielleicht bemerkt. Hier versuche ich, Leuten zu helfen, indem ich ihnen Sachen erkläre bzw. erzähle. Seien es jetzt Dinge, die du nicht wusstest, Dinge, die du vorher anders gesehen hast, Dinge, die du ganz falsch betrachtet hast (zumindest meiner Meinung nach) -- was auch immer, ich will dich in dieser Hinsicht weiterbringen. Wenn du irgendwelche Probleme hast, können dir viele, am besten unterschiedliche Informationen fast immer weiterhelfen. Wenn du dir ein differenziertes Bild von der Welt machen willst, werden dir viele Informationen helfen. Informationen helfen eigentlich immer... im Moment fällt mir jedenfalls keine Lebenslage ein, in der viel Wissen schädlich ist (abgesehen von konstruierten Beispielsituationen natürlich, die werden sowieso niemals eintreffen).
Viele meiner Artikel, davon auch einige, die ich noch nicht geschrieben habe, beschäftigen sich mit bestimmten Situationen oder Teilen des Alltags. Du wirst beim Lesen sehr wahrscheinlich herausfinden, wie ich über solche Situationen und Begebenheiten denke, und in manchen Fällen werden vielleicht deine eigenen Überzeugungen bestätigt oder verändert.
Das alles wird dir natürlich nicht weiterhelfen, wenn du nicht gerne Sachen dazulernst oder ansiehst, oder darüber redest. Ich habe es um einiges lieber, mit Leuten zu kommunizieren, die sowohl eigenes zu einem Dialog beisteuern als auch die Meinung anderer akzeptieren, und die aus einem solchen Dialog Gewinn ziehen können. Von mir selbst glaube ich, dass ich das kann, also fordere ich es auch von Gesprächspartnern. Was das jetzt alles mit Kommunikation zu tun hat, werde ich später noch erklären.
Außerdem haben mir, wie gesagt, einige Leute gesagt, dass mein Schreibstil ganz nett ist, zumindest manchmal. Du wirst also, selbst wenn du schon alles weißt, vielleicht immerhin die Art mögen, wie ich schreibe. Ich kann natürlich für nichts garantieren, denn ich gebe ja nur die Meinung anderer weiter. Wenn du an diesen Behauptungen zweifelst, siehst du am besten selbst nach.
Zweispuriger Datenaustausch
Wenn du dich mit mir unterhalten willst, gibt es dafür mehrere Möglichkeiten, zum Beispiel E-mail. Du kannst aber auch Kommentare zu meinen Artikeln direkt unter den jeweiligen Artikeln eintragen. Zwischen diesen beiden Ansätzen gibt es natürlich ein paar wesentliche Unterschiede: im Kommentarbereich bist du auf das Thema beschränkt, das der Artikel vorgibt, denn das ist ja der Sinn eines Kommentars. Außerdem wird alles, was du in den Kommentarbereich schreibst, sofort an der gleichen Stelle veröffentlicht, du kannst also vielleicht nicht ganz so viele Beleidigungen an mich richten, ohne dass es jemand merkt.
Und jetzt noch eine Geschichtsstunde. Das World Wide Web hat als ein Abrufdienst angefangen: Clients konnten Daten von Servern abrufen und das war's. Heute ist das bei Weitem nicht mehr so. Clients können sich Daten von Servern holen und andere Daten zurückschicken, zum Beispiel in Gästebüchern oder Webforen. Wir haben also eine interaktive Komponente dazugewonnen, die an einen der Grundbausteine der menschlichen Zivilisation erinnert: Unterhaltung. Wenn man noch einen Schritt weiter zurücktritt, handelt es sich um soziale Interaktion, die nachweislich eine der wichtigsten Komponenten des menschlichen Lebens allgemein ist. Meine Homepage beteiligt sich an dieser weltweiten Unterhaltung; ich trage meine Gedanken bei und freue mich auf jede Art von Rückantwort, ob über E-mail oder als Kommentar hier auf der Webseite, persönlich, im Chat oder wie auch immer du mich erreichen kannst.
Danke, dass du dich für all das interessierst, ich bin gespannt auf deine Kommentare. Bis zum nächsten Mal.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 21.12.2004 geändert.
Kommentare
- 18.05.2004 16:09, Vanda:Copyright © Jan 'jast' Krüger, 2003-2006. (Kontakt, OpenPGP Key)